14. Tag: 16.9.2004 (Donnerstag) - Columbus

Vor Columbus (Ohio) hatte ich ein bissel Bammel. Ich hatte keine Idee, wie ich mich dort fortbewegen könnte. War der öffentliche Nahverkehr vom Hotel aus einfach zu erreichen? Genügt er, um in die Stadt zu kommen? Müßte ich mir vielleicht doch immer ein Taxi nehmen? Wenigstens war das Hotel direkt am Flughafen, da müßte ich nicht lange suchen, dachte ich.

Ich war an dem Morgen schon sehr früh am Washingtoner Flughafen, schon gegen 9:00 Uhr obwohl mein Flug erst 12:35 Uhr ging. Das hatte mehrere Gründe. Ich hatte Befürchtungen, das der Flug aufgrund von Unwettern, ausgelöst durch Hurrikan Ivan, gecancelled wird. Im Wetterkanal brachten sie zwar keine genauen Aussagen zu Columbus, meinten aber in einem Nebensatz das auch Ohio von starken Regenfällen betroffen sein wird. Als ich am Montag auf dem Flughafen war, habe ich am Flughafenplan gesehen, das sich im Gate A und B viele Zeitungs- und Essensstände befinden und man Internetzugang hat. In ganz Washington DC habe ich kein einziges Internetcafe gefunden und ich wollte mich mal wieder zu Hause melden.

Selten habe ich so einen chaotischen Flughafen erlebt, wie den Washingtoner. Nach dem einchecken durfte man sein Gepäck wieder von der Waage runternehmen und selber zum Sicherheitscheck schleppen. Vorher durfte man noch sämtliche Filme aus dem Koffer rausnehmen, da sie sonst durch die neuen Röntgengeräte zerstört werden könnten. Wir sind diesbezüglich wieder im Mittelalter gelandet. Dann mußte man warten, ob sie den Koffer aufmachen wollten oder nicht und durfte dann erst gehen. Darüber hinaus schienen sämtliche Flugzeuge zwischen 12:00 und 13:00 Uhr starten zu wollen, was in "meinem" Gate ein ziemliches Chaos auslöste.

Leider flog mein Flugzeug vom Gate G los. Das war ein einsamer Hangar mitten auf dem Flugfeld. Dort war ich die nächsten Stunden quasi eingesperrt. Damit sich die Fluggäste länger halten, haben sie den Hangar tiefgekühlt. Draussen waren es um die 25°C und ich hatte lange Jeans und dicken Pulli an und ärgerte mich, dass ich meine Jacke im Koffer hatte. Durch die überall vorhandenen Klimaanlagen habe ich total das Gefühl für das Wetter verloren. Der Flug nach Columbus ging dann übrigens verspätet ab, da zum Startzeitpunkt noch kein Flugzeug zur Verfügung stand.

In Columbus angekommen, sah ich, dass es für mein Hotel auch ein Shuttle-Express gab. Den nahm ich dann auch in Anspruch, da ich keinerlei Orientierung hatte, in welche Richtung ich denn zum Hotel laufen müsste. Mein Hotelzimmer hatte einen direkten Blick auf die Start- und Landebahn des Flughafens. Das war schon interessant.

Columbus Flughafen
Blick aus dem Hotelzimmer auf die Start- und Landebahn (45 kB)

Gegen 15:00 Uhr bin ich dann auch noch in die Stadt gefahren und wie ich es vorausgesehen hatte, war es recht kompliziert. Die Bushaltestelle ist zwar leicht zu erreichen, aber man braucht 2 Busse um nach Downtown zu kommen und der erste fuhr nur alle halbe Stunde. Die Leute im Bus, alles Afroamerikaner, waren aber sehr hilfreich und freundlich. Nachdem sie erfragt hatten, wohin ich den hin möchte, kam die Frage auf, warum, um Himmelswillen, ich denn Columbus besichtigen möchte. Im nachhinein kann ich diese Frage sehr gut verstehen. Ich habe darauf geantwortet, dass ich an den hiesigen Mound-Kulturen interessiert wäre. Leider hatten sie davon noch nie gehört, aber alle hatten irgendwelches Indianerblut in ihren Adern (Cherokee, Cree usw.). Gemeinsam wurde dann noch überlegt, was ich mir denn in Columbus ansehen könnte, leider ohne Ergebnis. Dann hat mir eine junge Frau noch gezeigt, welchen anderen Bus ich nehmen muß und mich jemand anderen mit den Worten "She's German!" anvertraut, die mir dann gezeigt hat, wo ich Downtown auszusteigen habe. Das fand ich alles sehr nett.

Ich bin dann auf die Suche nach einem Touristenbüro gegangen, weil ich unbedingt einen Busplan brauchte. Ein richtiges Touristenbüro fand ich nicht, aber jemand der mir sagen konnte, wo ich Buspläne herbekomme. Da ging ich hin und sammelte die ein. Ich wollte mir dann im Hotel gemütlich die Route für den morgigen Tag zusammensuchen.

15. Tag: 17.9.2004 (Freitag) - Columbus

Im gestrigen Wetterbericht war für diesen Tag Schauer angesagt. Hurrikan Ivan wollte sich ausregnen. Als ich aufwachte, regnete es draußen sehr heftig. Es machte überhaupt keinen Sinn rauszugehen. Diese starken Regenfälle hielten bis zum frühen Abend an. In den Nachrichten kam, das in etlichen Countys in Ohio der Notstand ausgerufen wurde, da Flüsse über die Ufer getreten waren.

Gott sei Dank war mein Hotelzimmer sehr gemütlich, sogar mit einem Kühlschrank und einer Mikrowelle ausgestattet. Glücklicherweise hatte ich noch eine US.Today und ein Buch von zu Hause, so daß ich mich beschäftigen konnte. Zwischendurch sah ich etwas fern und bereitete den morgigen Tag vor. Es stellte sich heraus, dass ich leider nicht alle Mounds, die ich mir rausgesucht hatte, besuchen konnte, da sie zu weit ab vom Schuss lagen. Der Highbank Metropark mit zwei Mounds drin, wurde leider nicht von öffentlichen Verkehrsmitteln angefahren und den Campbell Mound im Campbell Park habe ich auf der Karte einfach nicht gefunden. So blieb nur noch der Indian Mound im Indian Mounds Park übrig. Da fuhr auch direkt ein Bus vorbei.

16. Tag: 18.9.2004 (Samstag) - Columbus

Aufgrund der langen Wege in Ohio war ich zwar den ganzen Tag unterwegs, habe aber eigentlich nicht viel gemacht. Außerdem fuhren die Busse am Samstag mit einem noch größeren Zeitabstand.

Als erstes bin ich zum Ohio Historical Center gefahren. Zuerst nach Downtown und dort in den nächsten Bus. Mit dem Stadtplan in der Hand bin ich seiner Route gefolgt. Als ich dachte, näher fährt der nicht ran, bin ich ausgestiegen und den Rest zu Fuß gelaufen. Als Fußgänger ist man in den USA etlichen Problemen ausgesetzt: plötzlich aufhörende Fußgängerwege, riesengroße Kreuzungen mit komischen Ampelschaltungen (ohne extra Ampeln für Fußgänger), lückenhafter öffentlicher Nahverkehr.... Da ich unüblicherweise zu Fuß gekommen bin, habe ich auch den falschen Eingang erwischt. Ich mußte durch das ganze Museum laufen, um mir eine Eintrittskarte kaufen zu können.

Ohio Historical Center
Ohio Historical Center (67 kB)

Der Besuch des Historical Centers hat sich aber echt gelohnt. Neben den ersten Einwohnern Ohios wurde auch die Tierwelt und das Leben der späteren Siedler vorgestellt. Bei den Indianern wurde bei den archaischen Kulturen angefangen, ging dann weiter zu den ersten Mounderbauer der Adena-Kultur, zur Hopewell- und den unterschiedlichen Mississippi-Kulturen, die ich teilweise noch gar nicht kannte. Die Texte waren anschaulich beschrieben und ich habe viel gelernt. Es waren einige sehr schöne Stücke zu besichtigen, z.B. eine sehr hübsche Pfeife in Menschengestalt aus der Adena-Kultur. Im Museumsshop gab es auch sehr viele Repliken zu einen sehr günstigem Preis zu kaufen. Auch das Bücherangebot über die Mound-Kulturen war sehr gut.

Danach habe ich mich Richtung Indian Mound Park aufgemacht, der am anderen Ende der Stadt lag. Ich kam auch an einem Riesensupermarkt vorbei. Da habe ich erstmal Zwischenstopp gemacht und bin mit großen Augen an den Regalen vorbeigelaufen. Am Mound Park angekommen war ich doch recht irritiert. Ich war mir die ganze Zeit unsicher, ob ich den richtigen Hügel fotografiert habe. Spätere Recherchen ergaben, dass es schon der richtige war. Es ist nur nicht sehr viel vom Hügel übrig geblieben.

Indian Mound
Indian Mound (43 kB)

Die Rückfahrt zum Hotel hat dann den Rest des Tages in Anspruch genommen, da mir unter anderem der Bus, der nur jede dreiviertel Stunde am Samstag fuhr, vor der Nase weggefahren ist. Am Abend habe ich mich dann vor dem Fernseher wieder über die "Lustigsten Heimvideos Amerikas" amüsiert.

Schade, dass mir durch den Regentag ein Tag flöten gegangen ist. In einem Buch, das ich mir im Ohio Historical Center gekauft habe, war eine Beschreibung wie ich zum Campbell Mound gekommen wäre, inklusive Anfahrtsskizze.

Mehr Fotos zu Columbus findet man im Fotoalbum.

< 9.-13. Tag: Washington

[Home]

17.-19. Tag: Chicago >