Haida-Legende: Der erste Totempfahl
Quelle: http://www.virtualmuseum.ca/Exhibitions/Haida/nojava/english/home/index.html
Vor vielen Jahren lebte eine Haida-Familie in einem Dorf namens Yan. In dieser Familie lebte der Junge Sta-th. Er war vom Adler-Klan und trug einen geschnitzten Adler um den Hals. Sta-th's Mutter hieß Koon-jaat und war auch aus dem Adlerclan. Ihr Hut hatte ein Adlerbild. Sta-th's Vater hieß An-o-wat. Er kam aus einem anderem Clan, aus dem Raben-Clan. Auf seinen Kleidern trug er das Rabenwappen.

Eines Tages reparierte An-o-wat das Kanu, mit dem sie immer zum fischen auf das Meer fuhren. Sta-th ging zu seinem Vater, um ihm zu helfen. Kurze Zeit später waren sie fertig und An-o-wat ließ das Boot zu Wasser. Sta-th fragte den Vater, ob er mitkommen könne. An-o-wat sagte: "Ja, ich nehme dich mit. Wir werden bis zum Rose Spit fahren, damit ich sehen kann, ob noch mehr Löcher in dem Kanu sind.

Sta-th sprang ins Kanu. Es war ein wunderschöner Tag für eine Bootsfahrt. Das Wasser war sehr ruhig und das Kanu bewegte sich sanft durch das Wasser. An-o-wat war erfreut, dass keine weiteren Löcher im Kanu zu sehen war. Nun war das Kanu bereit zum Fischfang.

Als sie Rose Spit erreichten, begann die Sonne unterzugehen und es wurde Zeit zurückzufahren bevor es zu dunkel wurde.

Sta-th war vom Wasser fasziniert. Er beugte sich über die Seitenwand des Kanus und beobachtete das kalte blau-grüne Wasser, durch das sie fuhren. Er sah große Krabben, hübsche Fische und Quallen.

Auf einmal rief Sta-th: "Stopp, Vater, Stopp! Schau mal ins Wasser." Dabei zeigte er auf irgendwas im Wasser. Beide schauten runter und sahen unter der Wasseroberfläche ein wunderschönes Dorf, das wie ihr eigenes aussah. Da waren viele Langhäuser und Kanus. Trotzdem war dieses Dorf anders als ihres. Es hatte sehr große Pfähle und auf diesen Pfählen waren wunderschöne Schnitzereien. Sie beobachteten dieses Dorf eine lange Zeit. An-o-wat schaute sich die Pfähle genau an. Er sah dort geschnitzte Raben, Adler, Bären und auch Wale.

Bald wurde es dunkel. Sie entschieden niemanden zu erzählen, was sie sahen, denn niemand würde es ihnen glauben.

Bald fanden sie eine große Zeder und An-o-wat und Sta-th begannen ihren Pfahl zu schnitzen. Auf die Spitze des Pfahls schnitzte An-o-wat einen Raben, darunter kam ein Bär und ein Killerwal. In der Nacht teilten sie das Geheimnis Koon-jaat  mit.

Sie arbeiteten jeden Tag lange und hart an dem Pfahl und es dauerte sehr lange, ihn zu beenden.

Schlussendlich kam dieser große Tag. Sie waren bereit, den Pfahl in das Dorf zu tragen. An-o-wat lud zu einem Familienfest ein und seine Brüder, Schwester, Tanten, Onkels und Großeltern kamen. Sie alle kamen, um zu hören was An-o-wat zu sagen hatte und er erzählte ihnen, was er auf dem Meeresgrund gesehen hatte. Danach zeigte An-o-wat ihnen den Pfahl.

An-o-wat lud das ganze Dorf ein. Jeder dachte, dass der Adler-Klan den Pfahl aufstellen sollte. An-o-wat und seine Familie würden ihn dafür bezahlen. An-o-wat bat den Adler-Klan um Hilfe. Er fragte, ob sie ihm helfen könnten, den Pfahl in das Dorf zu bringen. Die Bewohner von Yan sahen, wie der wunderschöne Pfahl in das Dorf gezogen wurde und waren sehr aufgeregt.

Am nächsten Tag zogen An-o-wat und Sta-th ihre besten Sachen an. Beide waren sehr stolz auf ihre Arbeit. Viele Leute hatten sie eingeladen, damit sie den Pfahl sehen können. An-o-wat und seine Familie trafen die Gäste am Strand. Sie begrüßten ihre Gäste mit einem Lied. Die Leute kamen von der ganzen Insel, um den ersten Totempfahl zu sehen.

Nachdem der Adler-Klan den Totempfahl aufgestellt hatte, gingen alle in das Langhaus für ein großes Fest, bei dem An-o-wats Familie dem Adler-Klan Geschenke überreichte. Sie schenkten ihnen Lieder und Tänze, Trommeln und Klappern, Kanus und Lederhäute.

Bis in die späte Nacht wurde gesungen und getanzt. Die Sonne ging gerade auf, als die Leute nach Hause gingen und jeder dachte darüber nach, was er selber schnitzen könnte. So begannen die Haida Totempfähle zu schnitzen.

Das war die Geschichte des ersten Totempfahls.

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