Die Mississippi-Kultur (800 n. Chr. - 1500 n. Chr.)

Diese Kultur erstreckte sich von Wisconsin bis hinunter zum Golf von Mexiko und von der Küste von Georgia westwärts durch Tennessee, Ohio, Illinois, Arkansas, Texas bis hinein nach Oklahoma. Da sich der Brennpunkt der Kultur anscheinend im Mississippi-Tal befand, wurde der Begriff Mississippi-Kultur geprägt. Es entwickelten sich aber lokale Varianten im gesamten Gebiet des Südostens, z. B. die Caddo-Mississippi-, Plaquemine-Mississippi- und Süd-Appalachen-Mississippi-Kultur. Auch in der Prärie-Region entstand ein Ableger mit Namen Oneota-Kultur.

Gravierte Muschel
Motiv auf einer gravierten Muschel (11 kB)

Große Städte und eine große Ausbreitung waren möglich geworden, da man neue Proteinquellen erschlossen hat. Es kamen neue, verbesserte Maissorten aus Mexiko, mit einer verkürzten Wachstumsperiode, und später (um 1000 n. Chr.) die Gemeine Bohne, als wichtige Protein-Zusatzquelle. Die Bohne und der Mais ergänzten sich einander auf ideale Weise. Dem Mais fehlen zwei lebensnotwendige Aminosäuren, die die Bohne aber in Hülle und Fülle besitzt. Außerdem war das Land auf dem sie lebten äußerst fruchtbar und es gab eine große Anzahl von Fischen, Wasservögeln und Wild. Ein höherer Lebensstandard war möglich geworden, der damit einherging, daß sich die Elite für die Reise ins Jenseits jeden erdenklichen Luxus wünschte. Die Mississippi-Gesellschaft hatte eine Gliederung nach Klassen, mit Führungsposition auf Lebenszeit und, eventuell, erblich.


Maiskolben (32 kB)

Die Menschen der Mississippi-Kultur bauten so viele an der Spitze abgeflachte Pyramiden, daß sie auch als Temple Mound Builders (Tempelhügel-Erbauer) bezeichnet werden. Die meisten Mounds waren 8 bis 15 Meter hoch und auf dem Plateau befanden sich Tempel, öffentliche Gebäude und die Häuser von Würdenträger. Vorwiegend dienten die Mound-Komplexe wohl als Zeremonialstätten. Aber viele dieser Zentren hatten bereits den Charakter von Städten. Die Häuser des einfachen Volkes gruppierten sich dann um die massiven Erdbauten. Das spektakulärste Zentrum befand sich bei Cahokia in Illinois.

Anhand der Grabungsfunde konnte man feststellen, daß auch diese Kultur ein weitgespanntes Handelsnetz hatte. So fand man Pfeilspitzen aus Oklahoma, Tennessee und Arkansas, Muschelzierat von der mexikanischen Golfküste und vieles mehr.

Anscheinend lebten Männer und Frauen in zwei verschiedenen Welten. Die Männer zogen in den Krieg, erlegten Wild und fingen Fische für die Gemeinschaft und nahmen an Beratungen in Räumen teil, zu denen die Frauen keinen Zugang hatten. Frauen hingegen sammelten Wildpflanzen, Beeren, Nüsse und Früchte, bestellten die Felder und versorgten Haus und Familie.

Twin Mound
Einer der Twin Mounds in Cahokia (27 kB)

Twin Mound
Der zweite Twin Mound in Cahokia (24 kB)

Neben der Keramik war ein weiterer bedeutender Kunstzweig das Gravieren von Muscheln. Dies war insbesondere in den Südöstlichen Mississippi-Kulturen (Southern Cult genannt) verbreitet. Am stärksten war der Southern Cult in dem Gebiet vertreten, das sich östlich der Caddo-Mississippi-Kultur nach Süden bis nach Georgia hinzieht. Er erlangte erst nach 1000 n. Chr. zu voller Entfaltung und existierte bis zur Ankunft De Sotos 1539/40. Die gesamte Kultur zeigt mexikanische Einflüsse, aber es sind auch Hopewell- und andere Elemente vertreten.

Man glaubt, daß die präkolumbischen Städte wahre Infektionsherde waren. Tuberkulose bspw. war eine weitverbreitete Krankheit in den Ballungsgebieten. Außerdem grassierten Krankheitserreger (z. B. endemische Darmparasiten) die mit der nicht vorhandenen Abfallentsorgung in Zusammenhang standen. Es sieht so aus, als ob die Städte von einem stetigen Neuzuzug aus dem Hinterland angewiesen waren. Wenn dies stimmt, dann ist der Niedergang der Städte der Mississippi-Kultur eine natürliche Folgeerscheinung der Erschöpfung des Menschenreservoirs.

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