Bewässerungsstrategien der Nazca

Die Nazca hatten ein hochentwickeltes, speziell an ihre Umgebung angepaßtes Bewässerungssystem entwickelt. Ein Großteil des Wassers versickerte im Boden und wurde entlang geologischer Verwerfungen in andere Gebiete weitergeleitet. Sie nutzten Techniken zur Erschließung der unterirdischer Wasservorkommen, indem sie horizontal zu den Wasseradern Gräben und Tunnel aushoben, um das tief im Boden befindene Wasser anzapfen zu können. Auch heute sind diese Gräben und Tunnel noch in Benutzung und werden puquios genannt.

Aufgrund der Wasser- und Regenarmut in ihrer Heimat waren sie auf umfangreiche Maßnahmen zur Wasserversorgung angewiesen. Wenn im Hochland zwischen Januar und April die Regenzeit einsetzte, wurde das Wasser, das mit den Flüssen ins Tal kam, mit Hilfe von Kanälen abgeleitet und gestaut, damit die Felder bewässert werden konnten. Manchmal reichte dieses Wasser aber nicht für das ganze Jahr und es kam auch vor, das der Regen im Hochland ganz ausfiel. Dies konnte dann katastrophale Folgen haben. Aus diesem Grund wurden die puquios gebaut, um eine zusätzliche Wasserquelle zu haben. Die Wände des Tunnels zu den unterirdischen Wasseradern wurden mit Flußgeröll ausgekleidet. Am oberen Ende fließt das Wasser in die Kanäle. Diese wurden mit Steinplatten oder Baumstämmen abgedeckt, damit das Wasser nicht verdunstet. Obwohl die Tunnel und Kanäle ziemlich eng sind, wurden sie alljährlich gesäubert. Dafür gibt es trichterförmige Öffnungen in den Kanälen, ojos genannt. In den letzten Jahren restaurierte man einige dieser ojos. Oft sind sie spiralförmig, aus Flussgeröll, angelegt. Am unteren Ende eines puquios-Systems tritt das Wasser wieder an die Oberfläche und kann zum Trinken, Baden oder Wäschewaschen benutzt werden.

Die ersten puquios wurden wahrscheinlich in der Phase 5 (ca. 4. Jh. n. Chr.) angelegt, als Reaktion auf eine große Dürre, die in dieser Zeit einsetzte. Noch heute funktionieren im Nazca-Tal 29 puquios, früher war die Anzahl wahrscheinlich weit höher. Die künstlichen Wasserleitungen sind bis zu einem Kilometer lang. Heute kleidet man sie manchmal auch mit Beton aus.

Neuere Forschungen von David Johnson zeigen, daß immer dort, wo Wasser im Bereich grösserer Nebenflüsse vorhanden ist, ein puquio in rechtem Winkel zu diesem unterirdisch fließendem Wasser angelegt wurde, damit das Wasser in trockenere Gebiete umgeleitet werden konnte. Er entdeckte auch eine Beziehung der Nazca-Linien mit den Grundwasserströmen. Beim lokalisieren der Quellen, Wasserläufe und der Verwerfungen fand er heraus, daß viele Geoglyphen entweder auf Verwerfungen, die das Wasser ins Tal leiten, oder auch auf die unterirdischen Wasserläufe zeigen.

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