Staatsordnung der Inka

Cuzco bedeutet "Nabel der Welt". Ihr Reich nannten die Inka Tahuantinsuyu ("Reich der vier Weltgegenden") nach den vier Himmelsrichtungen. Die vier Weltgegenden hießen Chinchasuyu (Norden), Antisuyu (Osten), Cuntisuyu (Westen) und Collasuyu (Süden).

An der Spitze stand der halbgöttliche Inkaherrscher, "Sohn der Sonne" (Intip Churin). Der Herrscher und sein Hofstatt bewohnten Paläste in Cuzco und hatten Residenzen im benachbarten Urubamba-Tal. Cuzco war das rituelle, politische und verwaltungstechnische Zentrum des Reiches. Es war Sitte, daß der Inka seine eigene Schwester heiratete. Daneben hatte er noch Nebenfrauen und unzählige Konkubinen, die man unter den Prinzessinnen der besiegten Völker auswählte. Alle männlichen Abkömmlinge des Herrschers trugen den Titel Inka, was ihnen innerhalb des Staatssystems von vornherein unheimlich viel Macht verlieh. Das äußere Zeichen der Zugehörigkeit zum königlichen Geschlecht bestanden u.a. in künstlich ausgeweiteten Ohrläppchen (dies geschah mit Hilfe großer Scheiben, die in die Durchbohrungen der Ohrläppchen angebracht wurden). Deswegen wurden sie auch als Großohrige bezeichnet. Der Inka-Titel konnte auch erworben werden, war dann aber ein Adelstitel zweiten Ranges.

Der Inka war stets der Sohn des vorangegangenen Herrschers. Es mußte allerdings nicht unbedingt der Erstgeborene sein. Der Herrscher bestimmte seinen Nachfolger selbst unter dem Gesichtspunkt, ob sich der betreffende als Staatsmann und Heerführer eigne. So konnte er auch seine ursprüngliche Wahl ändern, wenn er merkte, daß sein Sohn nicht geeignet oder auch anderer Auffassung über die Staatsführung war. So änderte bspw. der Inka Pachacuti seine Meinung über seinen Nachfolger. Er hatte erst seinen Sohn Amaru als neuen Inka bestimmt, korrigierte dann aber seine Auffassung zugunsten dessen Bruder Topa.

Das gesamte Reich war in vier Teile eingeteilt, die dann wieder in verschieden Provinzen mit einer Hauptstadt untergliedert waren. Jede dieser vier Teile hatte einen "Vizekönig", der in Cuzco residierte. Auch die Provinzen hatten jeweils einen Gouverneur. Alle diese hohen Beamte waren Adlige und eventuell mit dem Herrscher verwandt. Dann gab es Beamte, die für ca. 10 000 Untertanen verantwortlich waren und weitere (niedrigere) die die Tausendschaften kontrollierten.

Tribut
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Die kleinste soziale Einheit der Andenvölker war der ayllu. Darunter verstand man ursprünglich eine weitverzweigte Großfamilie oder Sippe. Zu jedem ayllu gehörte eine Anzahl von Familien, wobei es im Inkastaat nicht mehr so wichtig war, ob man untereinander verwandt war. Das Oberhaupt war selbstverständlich ein Mann, der Vater (purej oder auch puric genannt). Die Mitglieder des ayllu bearbeiteten den Grund und Boden gemeinsam und den Ertrag teilten sie dann unter sich auf.

Es gab keinen Tribut in Form von Naturalien (geschweige denn in Form von Geld, das gab es ja nicht). Die Bauern durften alles was sie auf ihrem Land erwirtschaften, behalten. Dafür mußten sie aber ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen, um die  Ländereien des Staates, ihres unmittelbaren Herren oder das zum Tempel gehörende Land zu bearbeiten. Der Adel war von den Frondiensten befreit und brauchte auch keine materiellen Abgaben zu leisten. Dieser Frondienst wurde mita genannt. Es gab auch Formen der mita, die nichts mit der Landwirtschaft zu tun hatten, wie zum Beispiel die mita zur Schaffung und zum Unterhalt des Straßennetzes oder die mita zur Anfertigung der benötigten Stoffe. Der Dienst auf der Basis der mita durfte nicht mehr als 90 Tage dauern. In dieser Zeit kam der Staat für die Ernährung, Bekleidung und Unterkunft der Arbeiter auf.

Brauchte man Arbeitskräfte, bspw. für die Erschließung neuen Landes oder die Intensivierung des Bodenbaus, wurden Gruppen aus anderen Teilen des Landes in dieses Gebiet umgesiedelt. Wenn eine Bevölkerungsgruppe unzufrieden war und es wären Aufstände zu befürchten gewesen, mußte auch diese Gruppe in ein anderes Gebiet des Reiches umziehen.

Da das Inkareich so groß war und durch neue Eroberungen immer größer wurde, bildete es keine Einheit, sondern war ein riesige Konföderation ethnischer Gruppen mit eigenen kulturellen und sprachlichen Merkmalen. Die eroberten Völker durften zwar ihre Sprache und ihre Kultur behalten, die offizielle Amtssprache war allerdings Quetchua.

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